Beginn eines bereichernden Ideen-und Erfahrungsaustausches

Die erste Veranstaltung des Praxis- und Forschungsnetzwerkes „Praxis Trifft Hochschule“ (PTH) hat sich jetzt  der Thematik der Palliativversorgung in der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie (ELP) gewidment.

Die Initiative zu dieser Veranstaltung geht auf Peter Nieland zurück. Er ist Sprecher der Sektion Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie in der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Als Physiotherapeut ist er seit vielen Jahren in diesem Bereich engagiert und hat für die Arbeit in der Palliativversorgung u. a. ein Weiterbildungsangebot für Physiotherapeut/inn/en aufgebaut. Er wendete sich mit seinem Anliegen an die HAWK, die Palliativversorgung thematisch stärker in die Ausbildung der Gesundheitsfachberufe aufzunehmen.

Hierdurch inspiriert, lud das PTH-Team Therapeut/inn/en verschiedener Berufsgruppen an die HAWK ein. In kurzen Vorträgen schilderten sie Erfahrungen in diesem Arbeitsbereich und stellten die Entwicklungen der Berufsgruppe in diesem neuen Arbeitsfeld dar.

Die Sichtweisen der eingeladenen Vertreter/innen aus der Pflege, die auf eine deutlich längere Geschichte in diesem Bereich zurückblicken können, vervollständigte das Bild. Des Weiteren wurde ein aktuelles Forschungsprojekt der HAWK an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit vorgestellt, welches sich mit der nonverbalen Kommunikation mit Sterbenden (NoKoS) in einer Evaluationsstudie auseinandersetzt.

Mit ca. 50 Teilnehmenden war die Veranstaltung gut besucht. Es waren Therapeut/inn/en aus der ambulanten und stationären Versorgung der Region, Forschende aus anderen Hochschulen sowie Studierende des Bachelor- und Masterstudienganges ELP aus Hildesheim anwesend.

Palliativversorgung – interprofessionelle Zusammenarbeit

An diesem Abend wurde sowohl in den Beiträgen als auch in der Diskussion deutlich, dass die Palliativversorgung eine gut abgestimmte interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert, um der komplexen Versorgungssituation gerecht zu werden.

Im stationären Kontext kann auf positive Erfahrungen bzgl. des „palliativen Weges“ zurück geblickt werden, während in der ambulanten Versorgung die Vernetzung und der Austausch der einzelnen am Versorgungsprozess beteiligten Berufsgruppen nicht ausreichend etabliert ist. Hinderlich wirkt sich zudem die derzeitige Ausbildungssituation der drei Gesundheitsfachberufe aus, denn in keinem Curriculum ist die Hospiz- und Palliativversorgung inhaltlich zwingend verankert. Dies führe dazu, dass sich viele Berufsangehörige nicht ausreichend vorbereitet und geschult fühlen, um in diesem Bereich tätig zu werden.

Als Konsequenz haben sich in den letzten Jahren zunehmend Weiterbildungsangebote entwickelt. Die Sektion Physiotherapie – Ergotherapie – Logopädie der DGP bietet seit nunmehr 15 Jahren ein Basiscurriculum im Umfang von 40 Stunden für Physiotherapeut/inn/en an, welches jedoch auch von Berufsangehörigen der Ergotherapie und Logopädie besucht werden kann. Ein weiteres Fortbildungsangebot speziell für Ergotherapeut/inn/en hat die AG Palliativversorgung des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten (DVE) im Jahr 2011 erstmalig anbieten können.

In drei Arbeitsgruppen (AG) konnten die Teilnehmer/innen über die aktuellen Herausforderungen diskutieren und sich zu Fragestellungen und Erfahrungen auszutauschen:

  • Wie sollte die Ausbildung auf den Arbeitsbereich der Palliativversorgung vorbereiten? Welche Kompetenzen sollten vermittelt werden
  • Welches wären Forschungsthemen aus Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie?
  • Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie in der Palliativversorgung: ein Erfahrungsaustaus

Die Ergebnisse wurden anschließend dem gesamten Plenum vorgestellt.

So sammelte die AG „Ausbildung“ nicht nur verschiedene Kompetenzen, wie z.B. Reflexionskompetenz, Umgang mit der eigenen Endlichkeit und dem Respekt vor dem selbstgestalteten Lebensende, sondern auch erste Ideen der besonderen Vermittlungsform in der Ausbildung.

Die AG zu „Forschungsthemen“ hob den qualitativen Forschungsansatz hervor, der sich u. a. Themen wie Lebensqualität versus Funktionsverbesserung als gängige Zielstellung in den Gesundheitsfachberufen, Lebensübergängen oder auch der Zusammenarbeit im interdisziplinären Team widmen kann.

Die AG zum „Erfahrungsaustausch“ schilderte, welche besondere Verantwortung dieser Arbeitsbereich darstelle, da er eine starke emotionale Nähe in der Beziehungsgestaltung erfordere, um die individuellen Bedürfnisse herauszuhören und anzunehmen und dies unter Berücksichtigung der Kenntnis der eigenen Grenzen. Eigene, persönliche Erfahrungen in diesem Bereich werden als nützlicher Erfahrungsschatz angesehen.

Der Erfahrungsaustausch machte weiterhin deutlich, dass es von großer Relevanz ist, die Patient/inn/en auf den „palliativen Weg“ und somit in eine vernetzte, aufgabenverteilte Versorgung zu bringen. Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen der stationären und ambulanten Versorgung.


Palliativversorgung und PTH – wie könnte es weitergehen?

Den Abschluss des Abends bildete die von Prof. Dr. Ulrike Marotzki als Moderatorin formulierte Frage, wie es nach diesem Auftakttreffen weitergehen könne. Die Anwesenden äußerten alle den Wunsch zu weiteren Treffen, um den begonnenen interdisziplinären Austausch, den sie als sehr bereichernd wahrnahmen, fortzusetzen. Dabei sollen die mehrperspektivische Betrachtung und der interprofessionelle Austausch von Fallbeispielen sowie die berufsgruppenübergreifende Vernetzung im Vordergrund stehen.

Die Veranstalter/innen bedanken sich bei allen Referent/inn/en und Teilnehmenden für den gelungenen Abend und den bereichernden Ideen- und Erfahrungsaustausch und freuen uns auf das nächste PTH-Treffen.